Der leuchtende Meißel transformiert die Kohle

 

Immer wenn es um Tod geht- ist er zweiter.

Freiheit kommt immer zuerst.

G. Ritsos

"Die inkrementelle" aus der Kollektion "Flur und Treppenhaus"

 

Welche Art von innerem Licht sucht Apostolos Fanakidis in seinem jüngsten skulpturalen Vorschlag im Zeitraum 2000-2010, mit seinen, noch nie dagewesenen Wänden in Kohle? An was erinnert uns dieses primaere Material mit seinen ungewohnten und chaotischen Dimensionen? Welche Art von innerer Landschaft wird uns durch die tiefe Dunkelheit eines endlosen Labyrinths offenbar? Ist es ein völliger Stillstand oder ist es Angst?

Im Jahr 2005, stellte sich der Bildhauer wiedermal einer neuen Herausforderung mit der Umgebung und der Geschichte, indem er eine seiner bisher größten monumentalen Anlagen, das "Denkmal die hingerichteten Patrioten" von den Nazis auf dem Schießplatz von Kaisariani errichtete. Zwei stattliche Säulen aus Bronze und Granit, jede einzelne 7 Meter hoch, schaffen einen länglichen Durchgang, der den Blick des Besuchers zu der Stelle des schrecklichen Hinrichtung leitet. Durch die Aneignung eines modernen Wortschatzes, mit expressive Strenge beruehrt Fanakidis die tiefe Trauer, ohne jegliche narrative Stimmung. Das Denkmal erweckt Erinnerungen an Gewalt und dem tragischen Schicksal der Menschen, die die Tyrannei derjenigen, die Freiheit und Würde nidergemetzelt haben, erlebt haben. Der Symbolismus ist offensichtlich. Rote gerade Linien von Laserstrahlen durchdringen die Wasseroberfläche und weisen auf das Blutvergießen hin. Hingegen, die beiden Grabsteine mit ihrer scharfen expressionistischen gravierten Oberfläche- die langsam durch den nach oben gerichteten Blick des Beobachters verschwinden- rufen durch das geschliffene Messing eine optimistischere Stimmung hervor.

In seinem kreativen Abenteuer, beginnt Fanakidis mit den besonderen Merkmalen (Erweiterungen, Risse, Löcher, usw.) der Materialien, die er verwendet, damit er in das Kernmaterial eintaucht, um seinen bildhauerischen Vorschlag zu machen. Die archaische und die primitive Skulptur beeinflußt weiterhin seine Arbeit. Er arbeitet mit Gefühl und Instinkt. Die Formen definieren den Raum basierend auf der Vertikalen und ihren Abweichungen. Nichts ist zufällig -erklärt der Bildhauer-, wenn wir die Welt um uns herum sorgfältig beobachten. Seine Obsession konzentriert sich auf den Weg der Menschheit. Der Körper, in seiner ganzen anthropozentrische Funktion, ohne seinen religiösen und ideologischen "Mythen", ist die Fassade einer anderen Wirklichkeit. Die Deciduas der menschlichen Zivilisation und das Deadlock- die Eitelkeit des modernen Menschen- spiegelt sich in seiner skulpturalen Suche wieder. Es ist ein bildhauerischer Prozess, der immer von außen nach innen beginnt. Typisch seiner Werke sind die übergroßen Füße, manche aus Kupfer gegossen andere wieder aus Gips oder Zement, die auf die surreale Dimension und dem permanenten Wunsch das reale mit dem imaginären zu verbinden, hindeutend.

Darüber hinaus lohnt es sich, die Periode 1978-1981 zu erwähnen, die eine wichtige Rolle im Leben des Künstlers spielte, mit dem Höhepunkt des ersten Preises bei der Biennale von Budapest. Während dieser Zeit, dominiert in seiner Arbeit stark die menschliche Figur, nicht als Form/Bild eines klassischen Ausdrucks, sondern als Körper/Seele mit einer tieferen expressionistischen Suche. Fanakidis formt seine Skulpturen mit expressionistischer Kraft dessen vergänglichen Natur durch die Risse des Materials erreicht werden. Sie konfrontieren mit Problematik ihre Einengung durch ihr technologisches Umfeld (Verweis auf das Werk "Mensch und Stadt", Bronze, 40 cm.) und ihren unrealisierten Träumen (Verweis auf die Werke "Figur", Bronze, 50 cm. und "Liegender Kopf", Bronze, 40 cm.). In der rätselhaften Skulptur "Wolf" (Bronze, 2 m., 1987), stellt der männliche Körper mit einem Wolfskopf, einen erweiterten geöffneten Mund und seinen aggressiven Zähnen, mit Stolz seinen erregten Phallus zur Schau. Sehnsucht, Einsamkeit, Gewalt, alle suchen ihre Bestätigung, worbei der Körper der wahre Spiegel der Seele wird. Der Mensch, ebenso in der Lage gutes oder schlechtes zu tun, setzt ich mit dem Universum und der Wahrheit des Schicksals auseinader. Seine Existenz stellt einen Seiltanz zwischen der tiefen inneren Dunkelheit und dem überirdischen Licht dar.

In 2008 formt der Bildhauer, in der gleichen expressionistischen Stimmung, den Kopf von Alberto Giacometti, eine Hommage an den großen Schweizer Bildhauer, der einen enormen Einfluß auf die Entwicklung der Bildhauerei im 20. Jahrhundert durch seine langestreckten und körperlosen Figuren ausübte. Fanakidis arbeitete zuerst in Ton und dann in Gips den Kopf von diesem großen abwesenden modernen Bildhauers. Nach wiederholenden Bearbeitungen, mit der alten Methode des Wachsausschmelzverfahrens, schaffte er es, die einzigartige Ausdruckskraft durch den Gebrauch von Neon-Licht zur Fertigstellung des Werkes, zu erfassen. Die Form von Giacometti, mit ihrer zarten Modellierung und intensiven Klarheit, wird durch einen blauen Lichtstrahl fast in zwei Teile gebrochen, verstärktend die surrealistische Dimension.

Fanakidis bietet, in allen seinen skulpturalen Kreationen im Laufe seiner künstlerischen Laufbahn, Drama an. Er konzentriert sein ganzes Interesse auf die ungewöhnliche Schönheit der Form und Farbe, auf narrative Variationen und expressiven Emotionen durch die Entstellung, die zu seinen Werken führt. Einige seiner Kreationen erreichen die Sphäre des Hyperrealismus, um sich mit dem Undefinierbaren und schwer fassbaren Traum zu vereinigen. Die Materialie die er verwendet variieren: Kohle, Gips, Messing, dünne Rohre, usw., um Reliefe oder andere skulpturale Formen/Figuren zu schaffen. Das Neon-Licht nimmt eine dominante Rolle in seiner jüngsten Arbeit ein. In mehreren Werken der Wände in Kohle, explodiert die gerade Linie, horizontal oder vertikal, mit ihrem klaren roten Licht, die dunkle Oberfläche der Holzkohle, wodurch mehrere Interpretationen hervorgerufen werden. Allerdings das Dilemma besteht. Ob die Wirklichkeit nicht nur im Tageslicht zu finden ist, dann muß die Dunkelheit im Dunkeln gelassen werden.

Takis Mavrotas

Direktor des Programms für Bildende Kunst

B & M Theocharakis Stiftung für Bildende Kunst und Musik